Muskelerkrankungen unter cholesterinsenkenden Mitteln
Cholesterinsenker wie Atorvastatin oder Rosuvastatin führen häufig zu Muskelschmerzen und gelegentlich auch zu Muskelschädigung (erkennbar an stark erhöhten Muskelenzymen im Serum). Sehr selten können sie aber auch eine Autoimmunerkrankung auslösen. In diesen Fällen wird die Muskulatur auch nach Absetzen der Medikamente weiter durch das Immunsystem angegriffen.
Bei Autoimmunerkrankungen kennt man den Auslöser der Krankheit meist nicht. Die nekrotisierende immun-bedingte Myopathie stellt ein seltenes Beispiel dar, bei welcher der Krankheitsauslöser (Statine) der Autoimmunerkrankung bekannt ist.
Kaum bekannt ist die Tatsache, dass roter Reis ebenfalls dieselbe autoimmune nektrotisierende Myopathie auslösen kann (siehe Rubrik Fälle)
Barbara Williams, Michael P Horn, Yara Banz, Laurence Feldmeyer, Peter M Villiger
Abstract
Objective: Die Anti-3-Hydroxy-3-methylglutaryl-coenzyme A reductase (HMGCR) positive immune-mediierte nekrotisierende Myopathie (IMNM) ist eine seltene Krankheit. Sie wird durch exogene Substanzen ausgelöst, am häufigsten durch Statine (Atorvastatin, Rosuvastatin).
Methods: Wir untersuchten die Krankheitscharakteristika der Patient*innen, welche im Serum anti-HMGCR Autoantikörper aufwiesen. Die Charakteristika der Fälle mit IMNM wurden mit den Fällen verglichen, die zwar Autoantikörper im Serum hatten, aber keine IMNM (non-IMNM). Ferner untersuchten wir Zusammenhänge mit Krankheitsmanifestationen anderer Organsystemen.
Results: Von 32 untersuchten Patient*innen zeigten 23 die Charakteristika einer IMNM. In 9 Fällen wurde die Klassifikationskriterien nicht erfüllt, fast alle dieser Patient*innen zeigten aber Befunde einer Konnektivitis. Patient*innen mit IMNM waren älter (66 Jahre gegenüber 35 Jahre); sie hatten häufiger Statine zu sich genommen (87% gegenüber 33%) und die Muskelwerte und Autoantikörper im Serum waren signifkant höher als bei der Vergleichsgruppe (mittlere CK Wert: 8717 U/l gegenüber 329 U/l). Bislang unbekannt ist die Tatsache, dass IMNM Patient*innen Hautveränderungen aufweisen können13/23 (56%), welche unter Therapie rasch verschwanden. Die Inzidenz der IMNM im Einzugsbereich des Inselspitals beträgt wenigstens 2.7/Mio Einwohner / Jahr.
Conclusion: Die Daten unterstützen die Arbeitshypothese einer antigen-induzierten Pathogenese der IMNM und eine Aktivierung autoreaktiver B Lymphozyten bei den nicht-IMNM Fällen.